Um halb Vier fuhren wir also los um unsere paraguayischen
Nachbarn und Freunde abzuholen. Wir waren bepackt mit Eis (zum Kühl halten der Getränke), Cidra, Bier, Weihnachtkuchen (Pan de Dulce) und Brot (das hatte Domi so gut geschmeckt, dass sie mich bat, welches für Weihnachten zu backen). Unsere Nachbarn nahmen dann noch Melonen und Weintrauben mit. Domi war am Morgen schon nach Tobati gefahren um ihrer Mutter bei den Vorbereitungen zu helfen, also waren nur noch Hector, Emanuel, Elias und Jaqueline da. Nachdem alle und alles verstaut war, gings los. In Tobati angekommen, wurden wir erst mal allen Anwesenden vorgestellt, als Freunde und Nachbarn. Domi erklärte uns wer denn schon alles da war,
es waren die eine Schwester, die in Argentinien lebt und die andere Schwester die auch in Argentinien lebt, aber weiter südlich und noch eine Schwester da, die hatte den jüngsten Weihnachtgast dabei (40 Tage alt)
Zwischendrin wurden noch Salate gemacht,
glühende Kohlen unter den Grill geschoben,
abgespült und was Gott noch alles, auf jeden Fall ging es laut und fröhlich zu.
Einer hatte eine Stereoanlage mitgebracht, die den ganzen Abend und die ganze Nacht nicht mehr ruhig sein sollte, da lief ein bisschen Weihnachtmusik, paraguayische Musik in Guarani gesungen, spanische Popmusik, also von jedem ein bisschen, aber Hauptsache laut.
Die Kinder waren damit beschäftigt Knallfrösche, Raketen, Kanoneschläge und weiß Gott noch alles loszulassen, immer mal wieder kam einer von ihnen und brauchte das Feuerzeug,
am nächsten Tag war das Feuerzeug vorne ganz schwarz vor lauter Böllern und Wunderkerzen und ein Feuerzeug war dann eh nie mehr gesehen.
Domis Mutter, die schlappe 79 Jahre alt ist, 9 Kinder großgezogen hat und nie verheiratet war, stellte noch die Krippe auf, sie erklärte uns, dass sie bis jetzt gar keine Zeit dazu gehabt hatte. Die Krippe zu Weihnachten ist in Paraguay etwas wichtiges, ganz ganz viel Leute haben eine vor oder im Haus, aber meistens davor, kleine und wirklich große.
Irgendwie kamen immer mehr Leute und Kinder und dann gingen wieder welche und allen wurden wir vorgestellt und uns wurde gesagt wer sie sind und in welchem verwandtschaftlichen Grad sie zueinander standen, aber das, kann ich heute nicht mehr sagen, denn die Feier begann zur Begrüßung schon mal gleich mit Bier, dann ging es weiter mit Wein,
Die Stühle, Tische,Tischdecken, Teller, Gläser und Besteck waren auch gemietet. Solche Sachen hier zu mieten ist sehr gängig und dass man mal eine Preisvorstellung hat, ein Stuhl kostet für eine Nacht 800 Guarani, sind ca. 15 Cent.
Na also, wenn man sich diese Tafel betrachtet, da soll noch einer sagen,
die Paraguayer hätten keinen Stil.
Irgendwann wurde dann das Buffet hergerichtet, es gab verschiedene Salate, Rind, Schwein, Würste, Hähnchen, Schaf, Brot, Sopa und total weichen leckeren Rinderbraten. Die Damen, die dies alles gezaubert hatten, hatten sich mittlerweile umgezogen und waren fertig gestylt.
Als erstes aßen die Kinder, das dauerte natürlich geraume Zeit bis alle da waren, irgendwie schienen sie keinen Hunger zu haben, vor lauter Böllern und Krachern.
Nachdem sie dann gespeist hatten waren die Erwachsenen dran, zwischendrin wurde das Geschirr, was die Kinder benutzt hatten abgespült. Wenn wir bis jetzt Wein und Bier getrunken hatten wurde jetzt umgestellt, auf Cidra, das ist ein leichter Obstsekt, sehr süffig, leider!!!!
Wir waren kaum mit dem Essen fertig kam Domi und sagte, jetzt müsse jeder sein Glas nehmen, gleich ist Mitternacht, also wurde geschaut dass jeder was in seinem Glas hatte, die Anlage wurde auf Radio umgestellt, damit auch ja nicht verpasst wurde wann 12 Uhr war und dann wurde angestoßen, jeder wurde umarmt, abgeküsst, es wurde Feliz Navidad gewünscht, auf einmal war eine Menge Bewegung in der ganzen Familie, damit keiner ausgelassen wurde, Domis Mutter, unsere Gastgeberin hatte Tränen in den Augen als ihre Familie ihr reihum Frohe Weihnachten wünschte und das waren eine Menge Leute, keine Ahnung wieviel, ich hab sie nicht gezählt, auf jeden Fall viele, dann ging es auf die Straße und das Böllerwerk fing erst richtig an, genauso wie in Deutschland zu Silvester. Hector fragte ob wir nicht mal ganz schnell und ganz kurz zu seiner Mutter fahren könnten, Feliz Navidad wünschen. Na klar, also alle, Dieter, Hector, Domi, Emanuel, Elias, Jacqueline und ich ins Auto und ein paar Straßen weitergefahren. UND wer war nicht da, Hectors Mutter, sie sei unterwegs, Wünsche verteilen, sagten die Geschwister von Hector, also wurde eben mit den Geschwistern geredet, Wünsche ausgeteilt und auch hier lief im Hintergrund die Stereoanlage, denn getanzt wurde natürlich auch, die Damen hatten sich schließlich ebenfalls für Weihnachten hergerichtet,
eine der Schwestern von Hector die normalerweise in Spanien lebt, war da, ein Bruder, der in Argentinien lebt war auch da und dann noch eine oder zwei Schwestern und noch Brüder, von insgesamt 14 Kindern. Wie man merkt, ist Weihnachten hier das absolute Familienfest.
Dann kam sie doch noch, die Mutti von Hector und nach dem Feliz Navid wünschen wurde gemeinsam Cidra getrunken, sich unterhalten und weitergetanzt. Auch hier stand sie vor dem Haus, die Krippe.
Und Domis Mutter immer irgendwie mittendrin, sie schien es zu genießen ihre Familie um sich zu haben und es war ihr anscheinend egal wie laut es dabei zuging. Domi hatte mittlerweile unser Schlafzimmer hergerichtet und wir legten uns bald schlafen, auf einer uralten harten, ausgebeulten Matratze, Emanuel schlief auch mit im Bett, Elias und Jacqueline schliefen auf dem Sofa und Domi und Hector auf einer Matratze auf dem Boden, sofern man von Schlafen reden konnte, draußen, direkt vorm Fenster wurde weiter laut gefeiert, ständig kam jemand ins Zimmer, aber der Alkohol brachte uns doch dazu etwas zu Schlafen. Wo die ganzen andern schliefen, keine Ahnung, ok, alle blieben nicht über Nacht aber doch einige, auf jeden Fall schlief auch jemand im Auto, einer in der Hängematte im Hof, auf jeden Fall waren am Morgen noch jede Menge Leute da, alle wie wir, etwas verkatert und übernächtigt.
Oh weh und am Nachmittag sollten wir noch auf eine Jineteada in Atyra, da waren wir auch persönlich eingeladen worden, na das konnte ja lustig werden, aber wie heißt es bei Michael Ende so schön: "Das ist eine andere Geschichte, die soll ein andermal erzählt werden!"
Auf jeden Fall war das ein sehr interessantes, lustiges, lautes, feuchtes und schönes Weihnachtsfest und für das nächste Jahr sind wir wieder nach Tobati eingeladen, dann klappt es bestimmt mit den Unterhaltungen schon besser, wir haben ja noch ein ganzes Jahr Zeit um besser Spanisch zu lernen und vielleicht noch ein paar Brocken Guarani.
Muchas Gracias Señora Ortega, por la Fiesta de Navidad!
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